Kameraden fühlen sich verschaukelt
Die allgemeine Freude der Pegauer Kameraden über die bevorstehende Anschaffung eines neuen Tanklöschfahrzeuges ist derzeit in Verärgerung umgeschlagen. Der Grund ist allerdings nicht der Kauf des modernen Autos, welches im kommenden Jahr in der Garage des Gerätehauses stehen soll, sondern dass genau dort jetzt drei Wochen lang der Rüstwagen (RW1) der Wehr fehlte und nun durch ein jüngeres, aber technisch verschlissenes Modell ersetzt wurde. Der einstige Spezial-LKW der Pegauer Wehr vom Typ MAN mit Gerätschaften zur technischen Hilfeleistung gehörte bis vor Kurzem dem Land Sachsen und leistete als Katastrophenschutzfahrzeug 16 Jahre lang der Pegauer Feuerwehr bei zahlreichen Einsätzen treue Dienste. Da im Zuge der Neuausrichtung und Umstrukturierung des Katastrophenschutzes ältere Autos gegen neuere Modelle ausgetauscht werden sollen, stand auch der Pegauer RW1 mit Baujahr 1987 zur Debatte und wurde kurzerhand vom Land an die Stadt Leipzig verschenkt. Im Gegenzug sollten die Kameraden um Stadtwehrleiter Dietrich Baldeweg einen drei Jahre jüngeren Mercedes Unimog für ihre Zwecke aus dem Leipziger Bestand erhalten. An und für sich keine schlechte Sache, wenn in den Amtsstuben nicht nur blind vom Schreibtisch aus entschieden würde. Denn was die Elsterstädter Abordnung bei der ersten Besichtigung ihres zukünftigen Gefährtes in der Messestadt sah, war ernüchternd. "Das Fahrzeug ist total heruntergewirtschaftet, der Motor verölt, die Reifen abgefahren und überall Roststellen. Der Zustand ist vollkommen unakzeptabel", empört sich nicht nur Baldeweg. Seine Kameraden haben all die Jahre den ihnen anvertrauten Rüstwagen sorgfältig gepflegt und fühlen sich nun mit dem geplanten Tausch verschaukelt. "Wenn man etwas zu verschenken hat, sollte man doch zuerst den fragen, der sich ständig darum gekümmert hat", so die einhellige Meinung. Obwohl die Pegauer offen ihren Unmut äußerten, pochte die Stadt Leipzig auf ihr Recht, denn offiziell ist das Fahrzeug bereits seit 1. Januar Eigentum der Messestadt. Ein Umstand, über den Dietrich Baldeweg jedoch erst Mitte April informiert wurde. Nach der umgehenden Abmeldung des Autos erlaubte das Landratsamt den Pegauern 14 Tage später wieder die Nutzung zu Einsatzzwecken, doch schon Ende Juni standen Mitarbeiter der Stadt Leipzig und der Landesdirektion auf der Matte und warfen den Pegauer Kameraden sogar Eigentumsunterschlagung vor. Anfang Juli wurde der Rüstwagen dann endgültig abgeholt. Die Brandschützer der Elsterstadt sind nun stinksauer, zumal die gestellten Forderungen über den Zustand des Tauschfahrzeuges nicht erfüllt wurden. Am Freitag traf der neue LKW noch immer mit zahlreichen Mängeln behaftet in der Elsterstadt ein und muss erneut in die Werkstatt. Die Kosten dafür übernimmt der Landkreis. "Das war eine Grundvoraussetzung, dass wir das Fahrzeug überhaupt genommen haben", so Baldeweg. Derweil fehlt der Rüstwagen im Pegauer Einsatzgebiet besonders bei schweren Verkehrsunfällen. Zwar besitzt das Löschfahrzeug LF16 eine entsprechende Ausrüstung, aber laut Vorschrift wird immer ein zweiter Rettungssatz verlangt. So müssen bis zur Instandsetzung des RW1 die Elstertrebnitzer oder Groitzscher Kameraden mit ihrer Technik aushelfen. Auch die Ölwehr ist bis auf Weiteres auf Eis gelegt, da für die Anhänger kein Zugfahrzeug bereitsteht. "Mit der Aktion hat man alles Mögliche getan, um uns für das Ehrenamt zu demotivieren", bringt es Baldeweg im Namen seiner Mannen auf den Punkt und hofft auf ein schnelles Ende der Pegauer Fahrzeugposse. Olaf Becher Quelle LVZ.de |
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Veröffentlicht 07:42:42 27.07.2011 |